Pollnow

Kreis Schlawe in Pommern




Chronik der Pollnower Kirche und der Stadt -
Geschichte der Christianisierung im Raum Pollnow



Um 1250 wurde mit der Christianisierung der Pomoranen im Pollnower Raum auf dem südlich der Stadt gelegenen 156 m hohen "Heiligen Berg" eine Kapelle erbaut, in der sich ein wundertätiges Gnadenbild der Mutter Gottes befand. Mönche haben den im Grabowtal Ansässigen die christliche Lehre vermittelt und die vormals bestehende heidnische Opferstätte zerstört. Später wurden eine feste Kirche und ein Kloster erbaut, das etwa 200 Jahre lang stand. Der Heilige Berg wurde zu einem überregional bekannten katholischen Wallfahrtsort.

Nach dem Tod des letzten hinterpommerschen Herzogs Mestwin II. im Jahre 1295 gelangten Schloß, Stadt und Land Pollnow an Herzog Bogislaw X. von Polen. Dieser unterstellte Pollnow seinem Statthalter Graf Peter Schwenz (Svenzo) von Neuenburg und Tuchel. In einer Urkunde vom 13. Juli 1307 versprachen die Markgrafen Ott, Hermann und Waldemar von Brandenburg dem Peter von Neuenburg aus dem Geschlechte der Svenzonen, ihn im Besitz seiner Schlösser (Rügenwalde, Schlawe, Pollnow, Tuchel und Neuenburg) zu lassen. Nach dem Tode des Grafen Peter von Neuenburg (um 1327) kamen die Länder Pollnow und Tuchel an seinen Sohn gleichen Namens, der 1333 bis 1353 urkundlich genannt wird und sich gewöhnlich Peter von Pollnow nannte. Er trat Pollnow 1353 an den Bischof von Cammin ab. 1436 verpfändete Bischof Siegfried von Cammin Schloß und Land Pollnow an Herzog Bogislaw IX. von Wenden. 1472 vertauschte Erich II. von Pommern, der Pollnow von Bogislaw IX. erhalten hatte, Schloß, Stadt und Land Pollnow an seinen "Fürstlich Pommerschen Rat Peter von Glasenapp zu Koprieben" gegen 6 andere Dörfer im Rügenwalder Amt. Die von Glasenapps besaßen Pollnow bis 1773.

Im Jahre 1544 war die Kirche auf dem Heiligen Berg Tag und Nacht für Pilger geöffnet, der letzte pommersche Wallfahrtsort, den Pilger noch aufsuchen konnten. 1550 dann wurde die Reformation eingeführt. Wahrscheinlich im Jahre 1613 erbaute die Stadt am Markt die Stadtkirche, da die Kirche auf dem Heiligen Berg nun weniger genutzt wurde. Bis 1637 unterstand Pollnow dem Pommerschen Herzogshause. Von 1637 bis 1653 war die Stadt von den Schweden besetzt, danach gehörte sie zu Brandenburg-Preußen. 1656 bei dem damaligen Kriege zwischen Polen, Schweden und Kurbrandenburg wurde die Stadt weitgehend zerstört. Bei dem Brand blieben nur Kirche, Mühle, Pfarrhaus, 5 Häuser und das Schloß stehen. Das Pollnower Schloß war nach dem 30-jährigen Krieg erbaut worden. 1736 zerstörte der große Brand fast die ganze Stadt. 89 Häuser, und die alte Kirche wurden vernichtet. Nur 11 Häuser und das Schloß blieben verschont. 1741 wurde die Kirche wiederaufgebaut, mit einem Turm, einer Orgel, einer Schlaguhr und einer zierlichen Kanzel versehen. Auf der Spitze des Kirchturms war eine eiserne Wetterfahne befestigt, die die Aufschrift trug "F.V.G-A.C.V.G.-1741" (Wiederherstellungsjahr nach dem großen Brande). Leider blieb diese nicht erhalten.

1783 ging das Lehen an die Familie des Generalmajors Friedrich Ernst von Wrangel über. Der Patronatsherr setzte einer harten Feudalherrschaft ein Ende und milderte die Lasten der Bürger erheblich. 1805 starben er und seine Frau. An sie erinnert noch heute die Steintafel in der Pollnower Kirche auf der südlichen Empore. Das Familienwappen der Familie von Wrangel hängt seit Juni 1996 restauriert oberhalb davon und kann vom Kirchenschiff aus gesehen werden. Friedrich Ernst von Wrangel und seine Gattin Luise, geb. von Below sind in einer Gruft unter der Kirche bestattet.

Seit 1808 erst war die Bürgerschaft frei, bis dahin war Pollnow eine Mediatstadt, deren Bürgermeister und Rat von der Schloßherrschaft bestätigt werden mußte.

Im Jahre 1852 wurde die Pollnower Stadtkirche unter Beibehaltung des alten Turmes bis zur Höhe des Hauptgesimses neu erbaut. Aus der alten Kirche wurden einige Ausstattungsstücke in die neue übernommen, so das o.g. geschnitzte und bemalte Wrangelwappen, welches an der Emporebrüstung des Südflügels angebracht war. Erhalten blieb auch ein Taufbecken im Rokokostil aus dem 18. Jh. mit der Aufschrift GWG-1745. Die anderen Gegenstände sind heute nicht mehr erhalten. Die Glocken wurden von Joh. Meyer 1736 und 1783 in Kolberg gegossen, eine dritte im 19. Jahrhundert umgegossen. Alle diese drei sind nicht erhalten. Von der ältesten der drei Glocken, der von 1736, wissen wir, daß sie 1942/43 beschlagnahmt und ca. 1944 eingeschmolzen wurde. - Für Pollnow wurden am 20.4.1925 zwei weitere Glocken mit den Tönen a’ und c" (größer Durchmesser 90 cm und 75 cm) in Apolda/Thüringen gegossen. Sie wogen 401 kg (a´) und 234 kg (c"). Eine der letztgenannten Glocken ist erhalten geblieben und verkündet mit seinem Klang noch heute die christliche Botschaft.

1860 wurde der um die Stadtkirche gelegene Friedhof (Kirchhof) stillgelegt und der heutige Friedhof auf dem Kemkenberg in Betrieb genommen. Der älteste christliche Friedhof für Pollnow befand sich bis um 1613 um die Kirche auf dem Heiligen Berg herum.

Die Kirche, wie sie heute steht, stammt zum größten Teil aus dem Jahre 1880. Die alte Kirche, die auf derselben Stelle stand, wurde im genannten Jahre bis auf den Turm und den Ostgiebel wegen Baufälligkeit und weil die alte Kirche zu klein war, abgerissen. Damit stand das Kirchenschiff nur 28 Jahre lang unverändert. Überhaupt ist festzustellen, daß häufiger Umbauarbeiten und Erweiterungen an der Stadtkirche vorgenommen worden sind. Die alte Kirche (vor 1880) war gewölbt, die Decke in Blau gehalten, verziert mit Sternen und Engelgestalten, die Posaunen in den Händen hielten. In die einzelnen Felder waren Bibelsprüche eingezeichnet. Um den Altar standen die Gestalten der Apostel in Mannesgröße, zu jeder Seite der Kanzel standen die Figuren zweier knieender Engel. Der jetzige Altar wurde 1897 vom damaligen Kirch- und Stadtältesten Carl Corduan gestiftet. Das frühere Altarbild (Jesus mit Dornenkranz) ist erhalten geblieben und hängt nun an anderer Stelle. 1910 kamen einige Einzelteile aus der Ausstattung der Pollnower Kirche nach Pritzig in die dortige Fachwerkkirche. Wohin sie nach deren Abriß kamen, ist unbekannt.

Pollnow hatte im 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jh. eine evangelische Kirche mit 2 Filialkirchen in Gerbin und Vellin. Es gehörte zum Kirchenkreis Rummelsburg und zur Kirchenprovinz Pommern. Evangelische Pastoren in Pollnow waren: Erasmus Halvepape (1550-1590), Gabriel Mindinger (1595-1641), David Mindinger (1642-1664), Laurentius Albinus (1665-1680), M. Daniel Pfeffer (1681-1715), Martin Friedrich Schmid (1717-1746), Johann Jakob Schmid (1747-1762), Petrus Immanuel Riebe (1763-1783), Lautentius Daniel Richter (seit 1784), Ernst Daniel Wilhelm Richter (1811-1813), Johann Christian Mathias Pauli (1815-1834), Dr. Heinrich Hertell (1834-1836), Johann Heinrich Friedrich Avé- Lallement (1837-1865), Hermann August Blanck (1866-1872), Theodor Wilhelm Albert Plänsdorf (1874-1885), Paul Friedrich Heinrich Keitsch (1885-1892), Otto Ernst Daniel Wenzel (1892-1907), Paul Gustav Adolf Vedder (1908-1935), Paul Krinke (1936-1942), Theodor Ludwig Gustav Mahlendorf (2. Pfarrstelle, 1908-1928), Max Eichler (2. Pfarrstelle 1928-1945) und Johannes Meinhof (1942-Dezember 1945).

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hatte die Stadt auch eine neuapostolische Gemeinde, eine Baptistengemeinde, eine jüdische Gemeinde mit Synagoge und einige Zeugen Jehovas.

Mit Urkunde vom 21.November 1922 errichtete der Fürstbischof von Breslau, Adolf Kardinal Bertram in Pollnow eine selbstständige Kuratie. Die katholischen Bewohner des vorbezeichneten Sprengels schieden aus dem Pfarrverband der Pfarrei Köslin aus und bildeten seither eine selbstständige Kuratiengemeinde. Diese Errichtungsurkunde trat am 1. April 1923 in Kraft. Gottesdienste wurden von der katholischen Gemeinde in der kleinen Kirche in der Schlawer Straße gehalten, die bis heute erhalten geblieben ist. Kuraten in Pollnow waren Adolf Nolewaika (1924-1929), Alfred Jambor (1929-1934), Franz Boganowski (1934-1936), Josef Gunkel (1936-1939) und Werner Jahr (1939-1945).

Am 26.2.1945 lag die Pollnower Innenstadt und die Kirche abends unter Panzer-Beschuß. Das nebenan in der Kirchstraße gelegene Pfarrhaus wurde durch den Brand der Innenstadt aber erst einige Tage später zerstört und dabei vermutlich alle evangelischen Pfarrakten und Kirchenbücher verbrannt. Das Kirchengebäude überstand den großen Brand der Innenstadt mit der gesamten Einrichtung. Die katholischen Pfarramtsakten und das Kirchenbuch konnten alle gerettet werden. Auch die katholische Kirche blieb unbeschädigt.

Die frühere evangelische Stadtkirche wurde 1946 katholisch, von 1945 bis 1946 war in der Übergangszeit der katholische Pfarrer Ks. Walter Hruza für die Gläubigen zuständig. Es folgten: Ks. Wojciech Malinowski (1947-1949), Ks. Albin Mydlarz (1949-1951), Ks. Rufin Weis (1951-1956), Ks. Francizek Kowalczyk (1956-1977), Ks. Ludwik Musia³ (1977-1985), Ks. Zdzislaw Lewicki (1985-1988) und Ks. Wojciech Gappa (1988-heute). Der katholische Pfarramtsbezirk Pollnow mit der Filialkirche Vellin bildet heute zusammen mit Nachbargemeinden ein eigenes Dekanat und gehört zur Diözese Köslin-Kolberg. Die Orgel aus dem Jahre 1859 und das frühere Altarbild wurden im Dezember 1996 komplett restauriert.



erstellt von Jürgen Lux. Letztes update: 14.11.2006
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