Das von den meisten Pollnowern der Vorkriegs- und Kriegsgeneration „Dicke Eiche“ genannte Naturdenkmal war ein eindrucksvoller geschätzt 300-jähriger Baum, auf freiem Feld stehend, außerhalb von Pollnow, in Richtung Vellin. Es handelte sich ursprünglich um einen „Hutebaum“, genauer gesagt um eine „Huteeiche“. Das ist ein mächtiger Solitärbaum, ein Relikt einer durch Beweidung vernichteten ursprünglichen Bewaldung. Teilweises ist Hutebaum ein Synonym zu Mastbaum, zu denen das Vieh getrieben wurde[1], um dort Futter zu suchen, insbesondere Schweine zu Buchen wegen der Bucheckern, und Eichen wegen der Eicheln. Obwohl hierzu schriftliche Überlieferungen fehlen, ist dies eine sehr wahrscheinliche Erklärung. Der Baum entwickelte sich nach 1900 zu einem Ausflugsziel der Pollnower Stadtbevölkerung. Man machte in der Regel sonntags dorthin einen Familienausflug und picknickte in Baumnähe. Die Kinder (und auch Erwachsenen) kletterten auf dem Baum herum, es wurden Fotos geschossen, die sich bis heute erhalten haben. Im Handbuch für Reisen und Wandern von Martin Reepel aus dem Jahre 1932 wird eine Wanderung von Pollnow nach Vellin und zurück (15 km) beschrieben. Zum Abhang der Varbelower Berge. Jenseits der Grabow links, Weg am Rande des Grabowtales zur aus dem Tal nach Vellin aufsteigenden Waldchaussee. Unterwegs: V e l l i n e r E i c h e (6 ½ m Umfang). Im Band I von P. Mohr werden 8,56 m angegeben.[2] Im Meßtischblatt 1:25.000 1866 Pollnow von 1890, einzelne Nachträge von 1935 ist die Velliner Eiche bzw. Dicke Eiche nicht eingezeichnet. Sie selbst und der Weg dorthin wurden vom Webmaster jetzt nachträglich markiert. Irgendwann in den 1990er Jahren vertrocknete bzw. verdorrte die Eiche. Sie ist heute ohne Leben, steht jedoch noch als ehemaliges Naturdenkmal. Auf einer jüngeren polnischen Ansichtskarte wird sie als Dąb Wrangla (Wrangeleiche[3]) genannt. Auch im Reiseführer Köslin und Umgebung (2006) wird sie Wrangeleiche genannt – eine 500 Jahre alte, teilweise vertrocknende Denkmaleiche (Bem.: gemeint dürfte sein; Eiche unter Denkmalschutz) mit einem Umfang von 700 cm und einer Höhe von 20 Metern. Zugang über den blau markierten Wanderweg. Im Touristischen Atlas „Förderwaldkomplex mittelpommerscher Wälder“ von 2012 ist die Dicke Eiche ohne weitre Angaben als Naturdenkmal im Planquadrat 42 eingezeichnet. Vergleicht man den Standort mit dem alten Meßtischblatt, dann kann festgestellt werden, daß die Eiche klar noch auf dem historischen Gebiet der Stadt Pollnow (im Pollnower Stadtwald) liegt und noch nicht auf dem Gebiet der damaligen Landgemeinde Vellin. Die Gemeindegrenze lag ca. 300 m weiter nordöstlich. |
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Historisches Meßtischblatt 1866 Pollnow
1:25.000 (Ausschnitte) |
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Es folgt ein Bericht von 2015 auf einem Geocaching-Portal im Internet: Im Wald
zwischen Polanów (Pollnow)
und Wielin (Vellin), am
Rande des Grabowtals, stand ein beeindruckender
Baum, eine Stieleiche mit einem Umfang von 697 cm in einer Höhe
von 1,30 Metern, bekannt als die „Dicke Eiche“ oder „Wrangel-Eiche“. Leider
ist sie heute ein verdorrter Baum, doch stolz reckt sie noch immer ihre
trockenen Äste in die Höhe – ein wunderbarer Lebensraum für viele Pilz- und
Insektenarten. Ist
sie also tot?
Das war jedoch nicht immer so. Vor
über 100 Jahren, als Pollnow zum Erholungsort
wurde, war die Wrangel-Eiche ein beliebtes Touristenziel. Von
Polanów führte eine gut ausgebaute und viel
genutzte Straße namens „Danziger Weg“ dorthin (Bemerkung d. Red.: das stimmt
so nicht, wurde wohl verwechselt. Der Danziger Steig führte von Pollnow nach Osten, Richtung Groß Reetz). Sie
verband Polanów, die heutige Partyzancka-Straße
(damals Vellinerstraße) und den Modry-See
(siehe Cache OP88YT). Die
Eiche stand auf einem offenen Feld, was ihre beeindruckenden Ausmaße noch
deutlicher hervorhob. Vor
etwa 80–90 Jahren wurden rundherum Roteichen gepflanzt, die dort noch heute
wachsen. Die
landwirtschaftlichen Flächen wurden teilweise in den 1930er Jahren und
teilweise nach dem Zweiten Weltkrieg aufgeforstet.
Die Eiche wurde nach General Fryderyk Wrangel benannt, einem der Besitzer von
Pollnow. [gemeint ist General Friedrich von
Wrangel), Ehrenbürger der Stadt Pollnow]. |
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Mehrere Personen der Heimatgruppe Pollnow besuchten die „Dicke Eiche“ am 22. August 2025. |
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Erwähnungen und Abbildungen der Dicken Eiche in:
1. Peter und Herta Mohr: Geschichte und Geschichten aus Pollnow und Umgebung, Band II, S.148: Ansichtskartenausschnitt ohne weitere Angaben, s/w
2. Peter Mohr: Das war Pollnow (Band 1), S. 30 Dicke Eiche 1941, Umfang= 8,56 Meter, ohne Quellenangabe.
3. Jürgen Lux: Pollnow in alten Fotografien/Polanów w starych fotografiach. Herausgeber: KADR. Köslin/Koszalin 1995, S. 34, Ansichtskarte wie bei 1., s.w.
4. Martin Reepel: Pommern. Das Handbuch für Reise und Wandern im Pommerland. Herausgegeben vom Verkehrsverband für Pommern e.V., Stettin, 1932, Reprint des Verlags Gerhard Rautenberg, Leer, 1988, S. 207
5. Wacław Nowicki: Köslin und Umgebung. Touristischer Reiseführer.Region Verlag Gdynia/ Gdingen 2006, S.147
6. Leśny kompleks Promocyjny lasy środkowopomorskie, atlas turystyczny 1:40.000, Verlag rokart 2012
7. Siehe
Geocachingportal Opencaching.pl. Dąb Wrangla - OP89HQ. Von Jacek T. Der dickste Baum in der
Gemeinde Polanów. Höhe: 93 m über dem Meeresspiegel.
https://opencaching.pl/viewcache.php?wp=OP89HQ&lang=pl
Einträge 2015-2022.
8. Ausschnitt aus dem Meßtischblatt 1:25.000 1866 Pollnow.[4]
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Erstellt von Jürgen Lux am 14.9.2025. Letzte
Aktualisierung: 14.09.2025
[1] Quelle: Wikipedia
[2] Der Umfang des Stammes wird in 75 cm bis 100 cm Entfernung von der Wurzel, dem Wurzelballen mit einem Maßband gemessen.
[3] Die historische Wrangel-Eiche in Pollnow stand unterhalb des Friedhofs auf dem damaligen Wrangelplatz. Wann und wie die „Dicke Eiche“ bei den polnischen Bewohnern zum Namen Wrangeleiche kam, ist nicht bekannt.
[4] Mir freundlicher Genehmigung des Bundesamts für Kartographie und Geodäsie.